3 Winzerinnen aus Bordeaux, die man kennen sollte
Portrait
März 7, 2022

3 Winzerinnen aus Bordeaux, die man kennen sollte

Frauenpower in Bordeaux – na klar! Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Frauen weniger aktiv an der Erzeugung von Weinen in Bordeaux beteiligt. Man traf sie eher im Handel an, seltener im Weinberg. Dieses Bild hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Wandel erfahren und mittlerweile sind Frauen im Weingut wie im Weinkeller zur Selbstverständlichkeit geworden. 

Nicht nur anlässlich des diesjährigen Weltfrauentages am 8.März möchten wir euch gerne drei Frauen vorstellen, die in Bordeaux arbeiten und ihren Weingütern zu bemerkenswerten Erfolgen verhelfen konnten.

1. Sophie Martin vom Château Julia

 

Seit 2009 betreibt Sophie Martin das Château Julia, ein Weingut in der Gegend von Pauillac zwischen Château Lynch Bages und Château Latour. Sie hat außerdem noch 6 Hektar im Haut-Médoc, in Saint Laurent-Médoc, wo sie geboren wurde.

Diese beiden Weinberge sind seit vier Generationen in ihrer Familie. Im Gegensatz zu ihren Vorfahren, die ihre Trauben an eine Winzergenossenschaft schickten, hat sich Sophie entschieden, ihre Weine unter ihrem eigenen Namen im Château Julia in einem ehemaligen Stall zu erzeugen, der von ihren Eltern für die Weinherstellung umgebaut wurde.

Sie wendet traditionelle, kleinstrukturierte Weinbaumethoden an: Die Trauben werden am Stock sortiert, von Hand geerntet und der Wein Parzelle für Parzelle produziert, um das Beste aus den Reben herauszuholen. Sophie sagt: „Julia ist eine Zusammensetzung der Vornamen meiner Kinder: Julie und Lucas. Es wird in jeder Sprache verwendet und ist leicht zu merken.“

Auf die Frage, wie sie sich selbst in ihrer Rolle als Winzerin beschreiben würde, antwortet sie selbstbewusst „Autodidakt, verrückt, stur, neugierig, ehrgeizig, fleißig, leidenschaftlich.“.

 

 

2. Estelle Roumage vom Château Lestrille

 

Bevor Estelle zertifizierte Winzerin in Bordeaux wurde, hat sie mehrere Jahre weit über den Tellerrand geschaut und sowohl in England, Spanien als auch Neuseeland gelebt und gearbeitet. Gerade ihre Zeit im Weingebiet der Neuseeländischen Marlborough Region, was seinen Focus auf Weißweine legt, hat sie besonders beeindruckt und dazu motiviert auch in Bordeaux verstärkt auf Weißweinerzeugung zu setzen. Seitdem Estelle eine aktive Rolle im Château Lestrille übernimmt, konnte sich dessen bebaubare Fläsche von 5 auf 37 Hektar entwickeln. Das Weingut befindet sich bereits seit 5 Generationen in Estelle’s Familie und baut mittlerweile zur einen Hälfte Weiß- und Roséwein, und zur Anderen Rotwein, an.

Um ihren Wein zu kreieren, lässt sie sich gern von den unterschiedlichsten Methoden aus aller Welt inspirieren „Was ich liebe, ist der Austausch von Weinerzeugungsstechniken mit Menschen aus der ganzen Welt. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht,  Weißweine mit dieser Typizität zu kreieren. Es ist magisch, viele verschiedene Dinge auszuprobieren und sie immer wieder zu tun, um genau diesen Weißwein zu bekommen.“

Als leidenschaftliche Winzerin reicht es Estelle nicht, den Wein nur zu erzeugen, sie möchte auch die Menschen kennen, die ihn konsumieren, weshalb sie vor einiger Zeit die Weinbar „Un Château en Ville” im Herzen Bordeaux’s geöffnet hat. „Ein großer Teil unserer Verkäufe passiert direkt an den Verbraucher. Auf dem Anwesen führen wir Verkostungen, Essens- und Weinpaarungen, Blending-Workshops durch, wir lieben es, unser Weinwissen zu teilen, und wir möchten, dass die Menschen entdecken, wie wir arbeiten. Wir wollten aber auch Leute direkt in der Stadt Bordeaux treffen, um unsere Weine zu teilen und zu probieren – Weißweine, Roséweine, Rotweine – deshalb haben wir diese Bar geschaffen.“

 

3. Pauline Dietrich vom Château Rian

Etwas außerhalb des schönen mittelalterlichen Dorfes Rions gelegen, erstreckt sich der 80 Hektar große Weinberg des Château Rian über die sanften Hügel der malerischen Appellation Cadillac. 30 Jahre ist es her, dass Michel und Isabelle Dietrich sich entschlossen von ihren jeweiligen Winzerfamilien im Elsass und in der Champagne wegzuziehen, um sich in Bordeaux niederzulassen. Heute haben sie das Anwesen an ihre Tochter Pauline übergeben.

Für das Önologie-Studium in Montpellier entschied sie sich aufgrund der unkonventionellen Sicht auf Wein, „und obwohl ich sehr stolz darauf bin, die Arbeit meiner Eltern fortzusetzen, weiß ich, in welche Richtung ich gehen möchte. Während wir uns der historischen Rebsorte der Region Sémillon verschrieben haben, die für die Mischung unseres Bordeaux Blanc von entscheidender Bedeutung ist, experimentieren wir auch mit Monocépage- und Zero-Sulfit-Cuvées, während mein Mann und ich einen kleinen 7 Hektar großen Weinberg, Les Vignes de Coulous, gekauft haben, das bereits bio-zertifiziert ist. Es ist ein Lernprozess, den gesamten Weinberg von Château Haut-Rian zu verändern. Wenn also alles nach Plan läuft, wird das Château biozertifiziert, und dann setzen wir das Experiment fort, indem wir Coulous biodynamisch umstellen.“

Sie hat sich auch vom Verkauf ihrer Weine in großen Mengen entfernt und besteht darauf, dass „man lernen muss, wie man seinen Wein direkt verkauft, wenn man heute damit überleben will. Als ich übernahm, fuhr ich direkt nach Paris, um Weinhändler zu besuchen, und kam auf meinem Fahrrad mit dem Korb voller Geschenke aus Petit-Verdot-Rebpflanzen an.“

Pauline hat ein junges, dynamisches Team geschaffen, Menschen, die oft von anderen Berufen gewechselt sind, Leidenschaft nicht nur für Wein, sondern auch für Natur, Umwelt und Biodiversität. „Ich bin davon überzeugt, dass Wein wie Brot sein sollte, zu einem vernünftigen Preis, damit jeder ihn genießen kann, ohne Angst zu haben, eine teure Flasche zu öffnen und zu denken, er sollte ihn im Keller verstecken. Das ist nicht unser Geist.“

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