Bordeaux stellt sich vor: Léa Lalande-Rodriguez
Weinwissen
Mai 9, 2018

Bordeaux stellt sich vor: Léa Lalande-Rodriguez

„Ich wurde 1991 geboren, ein Jahr in dem es furchtbar viel Frost und Eis in Bordeaux gab.“ So beginnt die Geschichte der Lé Rodriguez-Lalande. Schon damals war Wein eine Familienangelegenheit. Ihre Großeltern waren Weinbauern, aber ihre Eltern hatten sich davon distanziert: ihr Vater José war im Korkgeschäft, ihre Mutter leitete eine spezialisierte Steuerberatung.

Und dennoch, fünf Jahre später entscheiden die Beiden sich fortan dem Chateau de Castre zu widmen. „Zu dem Zeitpunkt waren es gerade mal 15 Hektar Weinanbaugebiet und ich weiß noch, dass es ins Weinlager hineinregnete.“, erinnert sich Léa. Nach mehr als zwei Jahren Arbeit, können die Rodrigues-Lalandes erstmal eine Ernte einfahren. Léa erinnet sich, als sei es gestern gewesen. Sie war sieben Jahre alt, das Jahr des World Cup, ein Sommer des Jubels in den Stadien…. und in den Reben.

„Die Familie kam aus ganz Frankreich und Portugal um uns mit der Ernte zu helfen. Der Kellermeister sagte andauernd: Pflückt auf keinen Fall die schlechten Trauben! Auch wenn wir ihm am Ende des Tages eine Mütze voller schlechter Trauben über den Kopf zogen… Das war ein sehr glücklicher Moment, der mich für immer verändert hat.“

Und es wurde noch besser: 1998 war auch das Jahr der Goldmedaille für den ersten Jahrgang des Château de Castres im Brüssler Weinwettbewerb „Le Grand Concours Mondial“. „“Meine Mutter konnte es nicht glauben… und es war genau der Moment in dem meine Eltern wussten, dass sie nur noch eines machen wollten: Wein.“ Und so beginnt die Geschichte der Familie Rodrigues-Lalande.

Mittlerweile, 20 Jahre später, besitzen sie 4 Wengüter, zwei in Graves und zwei weitere in Pessac-Léognan, auf denen um die 15 verschiedene Rot- und Weißweine produziert werden. Léa lebt im ersten der Châteaux, dem Château de Castres.

Dennoch, als Kind hatte Léa noch gar niht den Plan in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. „Ich hab mir nicht besonderes erträumt, ich wusste lediglich, dass ich kreativ war, neugierig und gerne Mathematik mochte.“ Später studierte sie Steuerwesen, wie ihre Mutter, aber das Büroleben hat mich nie interessiert.

Kaum diplomiert, kehrte sie ihrem Beruf den Rücken zu um sich, wie ihr Vater, voll und ganz dem Wein zu widmen. „Heute ist das meine Leidenschaft. Ich kann meinen Eltern nicht genug dafür danken, mich auf diesen Weg gebracht zu haben. Ich weiß genau wofür ich jeden Morgen aufstehe.“

Die junge Frau durchbricht gerne den Alltag, nicht zu wissen, was ein Tag bringt macht ihr Freude: „…sich im Weinlager überraschen lassen, die Reben beobachten, die Verkostung der Weine… und vor allem sich immer wieder dem Boden zu widmen, denn was zählt ist in erster Linie die Qualität der Trauben. Ich bin eine Bodenfanatikerin, im besten Sinne.

Bei diesen Worten wirft Léa Rodrigues-Lalande ein Auge auf ihre Hände, „Ich habe keine French Manicure, soviel ist sicher.“ Nie war sie sich zu schade selbst in den Reben zu arbeiten, zusammen mit ihren Angestellten. „es ist wichtig den Anderen zu zeigen, dass man die Arbeit auch selbst verrichten kann, nur so kann man dem Team gegenüber glaubwürdig bleiben.“

Glaubwürdigkeit ist zweifellos keine Kleinigkeit für eine junge Frau, die gerade mal 26, und damit eine der jüngsten Winzer der Region ist. „Heutzutage gibt es viele Mädels, die die Frauenkarte spielen und eher süße und verführerische Weine produzieren. Ich für meinen Teil, sehe mich nicht als Frau, die Wein herstellt. Viel mehr produziere ich Wein UND ich bin eine Frau“, sagt Rodrigues-Lalande mit Nachdruck, nicht zuletzt um ihren Platz in einer oft von Männern dominierten Welt selbst zu definieren, entgegen aller Versuche von außen ihr irgendwelche Labels aufdrücken zu wollen. Für die, „eine Flasche Wein zu verkosten und zu teilen ist nicht nur ein Teil seiner Geschichte und der Arbeit all der Männer und Frauen, die diesen Wein erst möglich gemacht haben, es ist auch der beste Weg diese Arbeit zu würdigen.

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