Weißer Bordeaux – ein vornehmes Understatement
Wenn ihr nun ein Glas frischen, weißen Bordeaux probiert, würdet ihr sagen: klar, Sauvignon Blanc – absolut nachvollziehbar! Doch Bordeaux wirbt nicht mit dieser Rebsorte, sondern sie ist für die Region obligatorisch. Wer aufmerksam die Rückenetiketten studiert, wird die Rebsortenangabe manchmal entdecken. Sie ist jedoch nicht selbstverständlich, sondern diese Kenntnis wird gerne vorausgesetzt. Oder viel wichtiger, Geschmack und Typizität werden in den Vordergrund gehoben.
Selbstverständlich in der Region ist es aber, dass für den weißen Bordeaux, neben Sauvignon Blanc, vor allem noch Semillon und etwas Muscadelle verwendet werden. Und das ist entscheidend. Semillon überlässt im Duft dem Sauvignon Blanc die Führung, komplettiert aber den Geschmack durch angenehmes Volumen, Kraft und Exotik am Gaumen. Somit wird weißer Bordeaux vielschichtiger, komplexer als reinsortiger Sauvignon Blanc für gewöhnlich, ist gleichzeitig aber auch weniger markant. Ein Wein, mit einer vornehmen Zurückhaltung.
Weiße Rebsorten – Bepflanzte Fläche pro Rebsorte
Die zwei Seiten des weißen Bordeaux
Innerhalb vom weißen Bordeaux wird grob noch einmal in zwei Gruppen unterschieden. Der einfache, im Stahltank ausgebaute Bordeaux, typisch aus den Appellationen Bordeaux oder Entre-deux-Mers, der sich als perfekter Allrounder auszeichnet. Er kann zum Apéro, zu Partys und beim Picknick genossen werden, oder begleitet diskret sommerliche Vorspeisen. Dieser wird bereits sehr günstig angeboten. Weißer Bordeaux, mit der Herkunft Graves und Pessac-Léognan zeigt sich hingegen eindrücklich und intensiv. Die Reife im Barrique verleiht ihm zusätzliche, geschmackliche Tiefe und Aromen, die an reifen Pfirsich, Vanille und Buchsbaum erinnern. Zu sämtlichem Fisch vom Grill, sowie Geflügel und Schweinefleisch ist diese Art von Weißwein ein unschlagbarer Bergleiter. Verstärkt wird das Weinerlebnis noch durch ein paar Jahre Flaschenreife, einem großen Glas und einer nicht ganz kalten Serviertemperatur um die 10 Grad.
Vielleicht mögen Sie sich wundern, da Sie bisher hauptsächlich vom roten Bordeaux oder den berühmten Süßweinen der Region hörten. Die ausgedehnte Reblandschaft, ganz im Westen Frankreichs, am Atlantik gelegen, verfügt jedoch über sehr unterschiedliche Klimata. Die regulierende Wirkung des Meeres und die mit dem 46. Breitengrad immer noch recht nördliche Lage sind ideal für weiße Trauben und machen es möglich, dass eine feine Säurestruktur erhalten bleibt. Bis in den 50iger Jahren wurde sogar mehr als 50% Weißwein in Bordeaux produziert. Heute ist weißer Bordeaux etwas für Entdecker und absolute Weißwein–Liebhaber.
Lidwina Weh’s WeinempfehlungFür einen Apéro
Beim Apéro, im munteren Gespräch mit Freunden, ein schnelles Glas… da muss der Wein direkt präsent sein. Ohne Umschweife lädt dieser Bordeaxdrekt ein, duftet animierend, schmeckt saftig und erfrischend, so dass man gerne ein Glas 2 davon nimmt.
Zum Grillen
2014 Château Fonréaud Le Cygne
Rezept für Ziegenkäse:
Ziegenkäse mit Honig bestreichen, mit Salbei und Lavendelblüten in eine Folie packen – auch so geht Grillen! Hervorragend mit diesem vollmundigen, weißen Bordeaux, passt aber auch bestens zu Fisch oder Gemüse vom Grill.
Zu Seafood
Dieses darf hier so pur wie möglich sein. Entweder nur frisch mariniert oder zart gegart. Dazu klar glänzende Aromen, die den frischen Meergeschmack toll zur Geltung bringen.